Ratgeber


So kriegt das Blut sein Fett weg

So kriegt das Blut sein Fett weg

Cholesterin und Triglyceride zu hoch
Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern.
  • Fette sind Fluch und Segen

    Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei.

    Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert:

    • Cholesterin stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber.
    • Triglyceride werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen.

    Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an.

    Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen.

    Hinweis: Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen.

    Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen

    Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion.

    Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen.

    Hinweis: Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus.

    Zufallsbefund oder Herzinfarkt

    Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.

    Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B.

    Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus:

    • Liegen keine Risikofaktoren wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl (3,0 mmol/L) sein.
    • Bei moderatem Risiko gelten LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden.
    • Bei hohem Risiko werden LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L).
    • Bei sehr hohem Risiko soll das LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung.

    Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen.

    Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren.

    Hinweis: Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht.

    Wie gut helfen Lebensstiländerungen?

    Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet:

    • Sich regelmäßig bewegen. Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben.
    • Rauchen beenden. Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden.
    • Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern.
    • Sich gesund ernähren. Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl.

    Hinweis: Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen.

    Wie Medikamente die Blutfette bezwingen

    Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:

    • Statine sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker.
    • Bempedoinsäure hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus.
    • Ezetimib hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%. 
    • PCSK9-Inhibitoren binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor.

    Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit Fibraten. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist.

    Hinweis: Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung.

    Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga


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Was tun bei Übergewicht im Kindesalter?

Was tun bei Übergewicht im Kindesalter?

Zu viele Pfunde auf der Waage
Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Das hat nicht nur gesundheitliche Folgen. Spott und Hänseleien machen ihnen das Leben manchmal so schwer, dass sie soziale Kontakte meiden und psychische Störungen entwickeln. Eine simple Diät ist bei übergewichtigen Kindern nicht zielführend. Die Gewichtsreduktion funktioniert nur in einem Gesamtkonzept, bei dem Eltern und Familie integriert sind.
  • Was heißt zu dick bei Kindern?

    Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sind zu dick: Schon vor Corona waren laut einer Studie des Robert Koch-Instituts gut 15% von ihnen übergewichtig, knapp 6% sogar fettleibig (adipös). Kinderärzt*innen berichten, dass dieser Anteil im Laufe der Pandemie durch Schulschließungen, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten in der Freizeit und die vermehrte Nutzung von digitalen Medien noch angestiegen ist. Jungen und Mädchen unterscheiden sich in puncto überflüssiger Pfunde kaum voneinander. Allerdings sind Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status öfter von Übergewicht und Adipositas betroffen.

    Bei Erwachsenen sind Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit oder Fettsucht) durch das Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Body-Mass-Index (BMI) definiert. Ein BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 bedeutet, dass die Person übergewichtig ist, bei einem BMI über 30 liegt eine Adipositas vor.

    Auch bei Kindern wird zur Beurteilung von Übergewicht der BMI herangezogen. Berücksichtigt werden dabei geschlechtsspezifische, nach Alter sortierte Wachstumskurven (sog. BMI-Alterperzentilen). Liegt ein Kind mit seinem BMI über der 90-Perzentile in der Wachstumskurve, hat es Übergewicht. 90-Perzentile bedeutet, dass 90 Prozent der gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Kinder weniger wiegen). Für eine Adipositas muss der BMI zwischen der 97er- und der 99,5er Perzentilen liegen, für eine extreme Adipositas über 99,5.

    Beim Verdacht auf Übergewicht ist die Kinderärzt*in die erste Anlaufstelle, um den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes objektiv zu beurteilen. In der Arztpraxis wird dazu neben der Berechnung des BMI häufig auch die Hautfaltendicke herangezogen. Manchmal kommt auch die Bioimpedanzanalyse zum Einsatz. Mit dieser Methode kann man die Körperzusammensetzung messen, d.h. den Fett-, Muskel- und Wasseranteil. Der Besuch bei der Kinder- und Jugendärzt*in ist aber nicht nur für eine objektive Beurteilung wichtig. Er dient auch dazu, den sehr seltenen Fall einer körperlichen Erkrankung als Ursache auszuschließen.

    Tipp: Die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft bei der ersten Einschätzung, ob das eigene Kind vielleicht zu dick ist. Dort findet man nicht nur einen alters- und geschlechtsspezifischen BMI-Rechner, sondern auch die entsprechenden BMI-Wachstumskurven.

    Gesundheitsrisiko Speck

    Übergewicht und Adipositas begünstigen im Erwachsenenalter viele Erkrankungen. Dazu gehören u.a. Darmkrebs, Diabetes, Herzinfarkt und Arthrose. Für Heranwachsende wiegen die überflüssigen Pfunde mindestens ebenso schwer. Sie haben im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenoss*innen ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Atemwegserkrankungen sowie vermehrt orthopädische Probleme.

    Doch nicht nur gesundheitliche Folgen sind mit dem Übergewicht verbunden. Zu dicke Kinder sind häufig Hänseleien und Spott ausgesetzt und werden gemobbt. Das schränkt ihre Lebensqualität gewaltig ein. Manche ziehen sich deshalb aus dem sozialen Leben zurück, werden depressiv und ängstlich.

    Hinweis: Übergewicht in der Kindheit wird in sehr vielen Fällen in die nächsten Lebensdekaden mitgeschleppt. 55% der Kinder, die zu dick sind, haben auch als Jugendliche Übergewicht. Und vier von fünf übergewichtigen Jugendlichen sind auch als Erwachsene zu dick.

    Was macht Kinder dick?

    Übergewicht und Adipositas entstehen, wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird als er für seine Grundfunktionen und Aktivität benötigt. Die überschüssige Energie legt der Körper in Fettdepots an.

    In den allermeisten Fällen sind Kinder zu dick, weil sie zu viel essen. Das klingt zunächst einfach. Doch wie es dazu kommt, ist äußerst komplex und wird durch viele Faktoren beeinflusst.

    • Erlernte Fehlernährung. Eltern geben ihre Ernährungsgewohnheiten an ihre Kinder weiter. Belohnungsrituale mit Süßigkeiten und häufige Zwischenmahlzeiten führen ebenso zu einer vermehrten Kalorienaufnahme wie generell ungesunde Kost mit viel Fett, Fleisch und Kohlenhydraten. Auch das Essverhalten wird erlernt: Dazu gehört z.B., im Stehen oder vor dem Fernseher zu essen.
    • Ungünstiger Lebensstil. Neben dem Zuviel an zugeführten Kalorien wirkt sich das Zuwenig an Energieverbrauch auf das Körpergewicht aus. Kinder bewegen sich im digitalen Zeitalter deutlich weniger als früher. Nur 49% der Jungen und 43% der Mädchen erreichen die von der WHO empfohlenen Bewegungsziele – und das sind sogar nur 60 Minuten/Tag mäßig bis anstrengende körperliche Aktivität.
    • Psychische Faktoren. Oft fangen Kinder bei psychischen Problemen an, mehr zu essen. Auslöser können z.B. Verlusterlebnisse wie die Scheidung der Eltern sein. Aber auch Einsamkeit, andauernde Belastungssituationen oder Mobbing in der Schule können zu übermäßigem Essen führen. Essen dient dann dem Frustabbau oder dazu, sich etwas Gutes zu tun. Manchmal hilft es den Betroffenen auch, Ängste oder depressive Gedanken zu verdrängen.
    • Gene. Die Zwillingsforschung hat ergeben, dass das kindliche Gewicht von den geerbten Genen beeinflusst wird. Bei etwa 80% der zu dicken Kinder ist ein Elternteil übergewichtig, bei 30% sind es Vater und Mutter. Im Fall der Adipositas ist es noch eindeutiger, dass sie eine familiäre Erkrankung ist: Sind beide Eltern adipös, verfünffacht sich das Risiko, dass auch das Kind darunter leiden wird. Vererbt wird dabei aber nicht die Krankheit, sondern die Veranlagung dazu, also der „Nährboden“.

    Hinter Übergewicht und Adipositas kann auch eine körperliche Erkrankung stecken. Das ist allerdings nur bei weniger als einem von 100 Kindern der Fall. Starke Gewichtszunahme findet sich – neben jeweils anderen Symptomen – z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion oder anderen hormonellen Störungen.

    Hinweis: Auch bei Kindern kann es durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einer unerwünschten Gewichtszunahme kommen. Hier ist vor allem Kortison zu nennen, aber auch Insulin oder Neuroleptika führen dazu. In der Regel bespricht die Kinderärzt*in diese Nebenwirkung bei der Verordnung des jeweiligen Medikaments.

    Was hilft gegen das Übergewicht?

    Prinzipiell reicht es bei übergewichtigen Kindern nicht aus, sie „auf Diät zu setzen“ oder bestimmte Lebensmittel wie etwa zuckerhaltige Limonade oder Süßigkeiten vom Speiseplan zu streichen. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme ist ein umfassendes Gesamtkonzept erforderlich, in das die ganze Familie integriert wird. Es beruht auf drei Grundpfeilern:

    • Ernährungsumstellung auf eine optimierte Mischkost
    • Bewegung in Form von Sport und aktivem Lebensstil
    • Verhaltenstherapie zur Veränderung des Essverhaltens

    Die Kinder- und Jugendärzt*in beurteilt deshalb nicht nur den Ernährungs- und Gesundheitszustand des Kindes. Um Eltern und Betroffene fundiert zu beraten, fragt sie auch intensiv nach den Lebensumständen, den körperlichen Aktivitäten und den Ernährungsgewohnheiten des Kindes. Neben dem Erarbeiten einer Therapiestrategie kann die Ärzt*in meist auch Anlaufstellen für eine Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie nennen.

    Ernährungsumstellung. Für eine Gewichtsabnahme müssen Kalorienzufuhr (also die Nahrungsmenge) und die Nahrungszusammensetzung kontrolliert werden. Übergewichtige Kinder und Erwachsene verzehren meist zuviel Fett, sowohl offen als Sahnehäubchen als auch versteckt in Soßen, Wurst oder Chips. Stattdessen sollten mehr gesunde Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und Milchprodukte konsumiert werden. Wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man sie in den Alltag integriert, lernt man in speziellen Kochkursen oder bei der Ernährungsberatung. Entsprechende Kontakte vermitteln die Krankenkassen oder die Kinderärzt*in.

    Regelmäßige Bewegung. A und O beim Abnehmen ist körperliche Bewegung. Am besten geeignet sind ausdauerfördernde und gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen. Empfohlen werden etwa 90 Minuten moderate Bewegung am Tag. Sportungewohnte Kinder müssen an dieses Pensum schrittweise herangeführt werden. Kinderärzt*innen geben dazu folgende Ratschläge:

    • Um die Motivation zu stärken, bieten sich Gruppenveranstaltungen an. Am besten sind spezielle Sportgruppen, wobei Leistungsdruck möglichst vermieden werden sollte.
    • Vor allem jüngere Kinder profitieren davon, körperliche Aktivitäten zusammen mit ihren Eltern oder Geschwistern zu unternehmen. Regelmäßige Schwimmbadbesuche, Radausflüge oder gemeinsames Fußballspielen bietet sich für Familien an. Auch hier soll für alle der Spaß im Vordergrund stehen.
    • Für stark übergewichtige Kinder stehen in vielen Regionen entsprechende Betreuungsprogramme zur Verfügung. Adressen gibt es bei der Krankenkasse oder bei der Kinderärzt*in. Sind die Angebote kostenpflichtig, übernimmt die Krankenkasse häufig zumindest einen Teil der Gebühren.
    • Neben dem Sport ist es unabdingbar, die Alltagsaktivität zu steigern. Dazu gehört z.B., die Treppe statt den Aufzug zu benutzen und zur Schule zu gehen statt gefahren zu werden. Kinder sollten mindestens 12 000 Schritte am Tag erreichen.

    Verhaltenstherapie. In den meisten Fällen ist es erforderlich, das Essverhalten zu ändern – und zwar von der gesamten Familie. Je nach Lage können Einzel-, Gruppen oder auch eine Familientherapie hilfreich sein. Am besten bewährt hat sich die Verhaltenstherapie. Manchmal sind auch tiefenpsychologische Therapien erforderlich, um Ängste und Depressionen zu bewältigen.

    Da sich Kinder und Jugendliche noch im Wachstum befinden, gilt die Stabilisierung des Gewichts als erstes Therapieziel. Im weiteren Verlauf ist – je nach Alter –meist eine Gewichtsreduktion von 0,5 bis 1 kg/Woche Anschluss wünschenswert. Bereits eine geringe Änderung des BMI bessert Zucker- und Fettstoffwechsel. Weitere wichtige Therapieziele sind die Besserung der Lebensqualität des Kindes und die langfristige Förderung eines gesunden Lebensstils.

    Tipp: Für adipöse Kinder und Jugendliche gibt es inzwischen spezielle Trainer, Kurse und Einrichtungen. Sie sind zu finden auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft für Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA).

    Medikamente und Magenoperation

    Bei Erwachsenen mit therapieresistenter Adipositas kommen inzwischen immer häufiger GLP1-Agonisten wie Semaglutid oder Liraglutid zum Einsatz. Sie werden unter die Haut gespritzt und imitieren die Wirkung eines Hormons, das Sättigung signalisiert. Auf diese Weise nimmt der Betroffene weniger Kalorien zu sich. Mithilfe dieser sogenannten Abspeckspritzen lässt sich auch das Gewicht bei stark übergewichtigen Jugendlichen senken.

    Liraglutid ist seit 2015 zur Behandlung übergewichtiger Jugendlicher ab zwölf Jahren zugelassen, und zwar als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität. Es muss täglich injiziert werden. Das wöchentlich zu spritzende Semaglutid wurde vor Kurzem ebenfalls für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. In Verbindung mit Lebensstiländerungen (mehr Bewegung, gesündere Ernährung) konnte es in einer Studie nach 68 Wochen bei 76% der adipösen Teenager das Gewicht um mindestens 5% senken, bei 37% sogar um mindestens 20%. Unter Placebo war dies nur bei 23% bzw. 3% der Fall.

    Die Gewichtsabnahme wurde allerdings mit vermehrten Nebenwirkungen bezahlt. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall traten unter Semaglutid bei 62% auf, unter Placebo bei 42%. Fünf Jugendliche aus der Semaglutidgruppe entwickelten zudem Gallensteine. Eine weitere unerwünschte Wirkung trifft für alle Personen zu, die mit GLP1-Agonisten abnehmen möchten. Sobald der Wirkstoff abgesetzt wird, steigt das Hungergefühl wieder. Man isst wieder mehr und nimmt zu. Das Medikament muss also auf Lebenszeit angewendet werden – es sei denn, man ändert seinen Lebenstil – was jedoch den wenigsten gelingt.

    Eine weitere Option für schwere Fälle ist die Magenoperation. Sie kommt laut Leitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit einem BMI über 50 kg/m2 in Betracht. Für Kinder mit einem BMI zwischen 35 und 49 ist sie zu erwägen, wenn

    • eine ernste Begleiterkrankung vorliegt (Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Diabetes Typ 2) oder
    • der Ausschluss von der Ausbildung oder Arbeit droht.

    Als chirurgisches Verfahren wird bei Jugendlichen vor allem die Magenbypass-Operation empfohlen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept hilft der Magenbypass dabei, das Gewicht zu reduzieren und Blutzucker und Blutfette zu verbessern. Das geschieht über zwei Mechanismen: Es wird insgesamt weniger Nahrung zugeführt. Außerdem werden die Nahrungsbestandteile schlechter vom Darm aufgenommen, d.h. vermehrt wieder ausgeschieden. Als unerwünschte Wirkungen drohen durch die Magenverkleinerung Durchfall, Blähungen und ein erhöhtes Risiko für Nierensteine.

    Hinweis: Nach einer Magenverkleinerung werden nicht nur weniger Kalorien und Fett aufgenommen, sondern auch weniger Vitamine und Mineralstoffe. Diese Stoffe müssen deshalb in Form von Nahrungsergänzungsmitteln lebenslang zugeführt werden.

    Prävention ist alles

    Eltern können eine Menge tun, damit ihre Kinder nicht übergewichtig werden. Das fängt schon in der Schwangerschaft an. Sowohl Qualität und Menge der Nahrungsmittel haben einen Einfluss auf die Stoffwechsel-Programmierung ihres Ungeborenen. Trotz intensiver Forschung auf diesem Gebiet können allerdings bisher noch keine konkreten Empfehlungen zu bestimmten Nahrungsmitteln abgeleitet werden.

    Eine Empfehlung spricht die Leitlinie zur Adipositas im Kindesalter aber ganz klar aus: Werdende Mütter sollten versuchen, in der Schwangerschaft eine übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden. Denn inzwischen weiß man, dass Kinder mit einem hohen Geburtsgewicht (über 4 500 g) später häufiger adipös werden als normalgewichtige Neugeborene.

    Ein weiterer wichtiger Faktor für eine gesunde Entwicklung des Säuglings ist das Stillen. Stillen fördert nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind und schützt das Baby vor Infektionskrankheiten. Langfristig haben gestillte Kinder auch ein geringeres Risiko für Übergewicht und Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deshalb, Kinder – wenn möglich – die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren.

    Die Ernährung im Kleinkind- und Kindesalter ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt, einer Fettleibigkeit vorzubeugen. Neben einer gesunden Kost ist auf folgende Faktoren zu achten:

    • Geplant werden sollten drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten. In den essenfreien Zeiten sollten keine zuckerhaltigen Getränke, Milch oder Snacks angeboten werden. Ungesüßter Tee und Wasser sind immer erlaubt.
    • Mindestens eine Mahlzeit sollte eine Familienmahlzeit sein. Fernsehen und Smartphone sind beim Essen verboten.
    • Hunger- und Sättigungssignale des Kindes sollten respektiert werden.
    • Essen darf nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden.

    Insgesamt darf nicht vergessen werden, dass Eltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Sind sie selbst adipös, sind es häufig auch die Nachkommen. Wer sich selbst mit Pommes und Pizza ernährt, wird Probleme haben, seine Kinder von einer gesunden Mittelmeerkost zu überzeugen. Das Gleiche gilt für Medienkonsum und Bewegung. Die beste Vorbeugung gegen kindliches Übergewicht sind Eltern, die ihr Leben nicht vor dem Fernseher verbringen, sondern regelmäßig und häufig gemeinsam mit ihren Kindern draußen aktiv sind.

    Quellen: S3-Leitlinie Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter, Warschburger P, Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-und Jugendalters, 2020: 1-10.


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Schluss mit den Blähungen !

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?
Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.
  • Blähungen sind häufig

    Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

    Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

    Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

    Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

    Warum zu viel Luft im Darm ist

    Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

    Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

    • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
    • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
    • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

    Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

    Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

    Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

    • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
    • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
    • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
    • Blut im Stuhl und
    • Fieber und Abgeschlagenheit.

    Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

    Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

    Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

    Selbstmedikation mit Entschäumern

    Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

    Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

    Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

    Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

    Pflanzliche Karminativa

    Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

    Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

    In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

    Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

    Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

    Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

    Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

    Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

    Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

    Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

    Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

    Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

    Quelle: DAZ 2023, 32:26


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Lippenherpes lässt sich bezwingen

Lippenherpes lässt sich bezwingen

Mit Creme, Patch oder Hitze
Lippenherpes juckt, schmerzt und ist mit seinen gelblichen Krusten alles andere als eine Zierde. Häufig taucht er gerade dann auf, wenn man ihn am allerwenigstens gebrauchen kann. Zum Glück gibt es gegen die üblen Fieberbläschen inzwischen viele Gegenmittel. Wer sie frühzeitig einsetzt, hat gute Chance, den Herpes im Zaum zu halten.
  • Lebenslange Untermieter

    Herpes-simplex-Viren (HSV) sind weit verbreitet. Am häufigsten kommt der Typ HSV-1 vor: Neun von zehn Erwachsenen tragen ihn in sich. Die meisten stecken sich damit schon in der frühen Kindheit an. Das Virus gelangt dabei über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekrete zunächst auf die Schleimhaut oder wird eingeatmet. Von dort erreicht es dann die Blutbahn. Nach dieser ersten, oft unbemerkten Infektion ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenzellen (Ganglienzellen) zurück und bleiben lebenslang im Körper. Werden die „schlafenden“ Viren allerdings durch Stress oder andere Faktoren reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und lösen Geschwüre und Bläschen an der Haut aus.

    Besonders häufig sitzen die Herpesviren in den Ganglienzellen des Nervus trigeminus. Dieser innerviert die Gesichtshaut, die Lippen und die Mundschleimhaut. Werden die Viren reaktiviert, kommt es in diesen Gebieten zu Symptomen. Am allerhäufigsten betroffen sind dabei die Lippen und der Bereich um den Mund herum. Im Volksmund nennt man die dann auftretenden kleinen schmerzhaften Geschwüre Fieberbläschen. Fachleute sprechen von einem Herpes labialis, wenn er an den Lippen oder im Mund sitzt, vom Herpes nasalis, wenn er die Nase befällt.

    Fieberbläschen kündigen sich oft durch Brennen, Kribbeln oder Jucken an. Innerhalb weniger Stunden blüht der Herpes auf: Es entwickelt sich ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Blasen. Diese sind prall gefüllt mit HSV. Nach wenigen Tagen platzen sie und trocknen schließlich aus. Dabei bilden sich höchst schmerzhafte Krusten. Nach acht bis zehn Tagen ist die Wunde abgeheilt, und die Haut sieht wieder so aus wie vorher. Dummerweise bleibt es meist nicht bei der einen Attacke. Bei vielen Menschen, die das HSV in sich tragen, kommt das Fieberbläschen immer wieder. Oft an der gleichen Stelle, manchmal auch in anderen Bereichen des Mundes oder an der Nase.

    In manchen Fällen bleibt es bei der Reaktivierung nicht beim harmlosen Fieberbläschen. Vor allem bei immungeschwächten Patient*innen und Neugeborenen drohen Komplikationen. Das Virus kann sich im gesamten Körper ausbreiten und das zentrale Nervensystem, die Lunge und die Leber infizieren. Atemnot, Fieber und Krampfanfälle sind nur einige der lebensbedrohlichen Folgen.

    Hinweis: Manchmal kommt es durch die Reaktivierung von HSV-1 zu einer Augeninfektion. Dabei sind v.a. die Hornhaut und die Bindehaut betroffen. Bemerkbar macht sich der Augenherpes durch Rötung, Schmerzen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl im Auge.

    Was HSV aus seiner Zelle lockt

    Fast alle Menschen sind mit HSV-1 infiziert. Doch nicht alle leiden unter Fieberbläschen. Das liegt daran, dass das Virus reaktiviert werden muss, bevor es aus den Nervenzellen auswandert und an der Haut zu Beschwerden führt. Provokationsfaktoren oder Trigger gibt es zahlreiche:

    • UV-Strahlung der Sonne (eine andere Bezeichnung für den Herpes labialis ist auch der „Gletscherbrand“ durch starke UV-Strahlen im Gebirge)
    • Fieber und Infektionskrankheiten
    • Hormonumstellungen (z.B. bei der Menstruation)
    • psychische Faktoren wie Stress, Ekel oder Traumata

    Hinweis: Wer sehr häufig oder jeweils sehr lange unter Fieberbläschen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Dahinter kann eine Immunschwäche stecken.

    Beschwerden mit Cremes und Gelen lindern

    Das traditionelle Fieberbläschen ist nicht gefährlich, aber überaus lästig. Zum Glück gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Besonders häufig werden spezielle Cremes eingesetzt.

    Antivirale Cremes. Diese Cremes enthalten ein Virostatikum, das die Vermehrung der Viren stoppt. Trägt man sie schon beim ersten Kribbeln auf, bilden sich manchmal erst gar keine Bläschen aus. Ansonsten kann der Wirkstoff helfen, dass das Bläschen schneller abheilt und weniger schmerzt. Die Cremes sollten so früh wie möglich und dann alle drei bis vier Stunden eingesetzt werden. Für das Virostatikum Aciclovir gibt es keine Alterseinschränkung. Penciclovir darf erst ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Aciclovir steht auch in Kombination mit antientzündlichem Hydrokortison zur Verfügung. Die Kombination soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen.

    Zink. Zink soll auf Herpesviren ebenfalls einen hemmenden Effekt ausüben. Es wird für die virale Bläschenphase und die Zeit der Heilung empfohlen. Speziell für den Lippenherpes hergestellte Gele mit Zinksulfat-Heptahydrat sind in der Apotheke erhältlich.

    Pflanzliche Salben. Melissenöl, Teebaumöl und Pfefferminzöl sind im Labor antiherpetisch wirksam, andere Pflanzeninhaltsstoffe haben desinfizierende Eigenschaften. Für den Lippenherpes gibt es spezielle Mixturen, z. B. Rephaderm mit Rosmarin-, Myrrhen- und Wermutkrautextrakten. Der Mikroalgenaktivstoff Spirulina-platensis-Extrakt (z.B. in Spiralin oder Ilon Lippencreme) soll das Eindringen und Anhaften von HSV in die Hautzellen verhindern. Dadurch kann er im Akutfall verhindern, dass das Bläschen weiter aufblüht. Auch vorbeugend soll Spirulina herpesanfällige Lippen schützen können. Außerdem reduziert der Algenwirkstoff die Krustenbildung und fördert die Abheilung.

    Hinweis: Bei den Virostatika kommt es auch auf die Salbengrundlage an. So dringt Studien zufolge Aciclovir besonders gut in die Schleimhaut ein, wenn es mit einem Anteil von 40% Propylenglykol zubereitet ist.

    Pflaster und Lippenstift

    Statt Cremes lässt sich der Lippenherpes auch mit speziellen Pflastern oder Patches behandeln. Sie fördern durch Hydrokolloide die Wundheilung und reduzieren die Krustenbildung. Dabei sind sie auch ohne Wirkstoff etwa ebenso effektiv wie virostatische Cremes. Die Pflaster haben durchaus Vorteile: Sie schützen vor Infektionen und Weiterverbreitung der Viren. Außerdem lassen sie sich gut überschminken, d.h. das Fieberbläschen fällt weniger stark auf. Die Patches sollen 24 h auf der Läsion verbleiben. Beim Austausch lösen sich die Krusten mit ab – was allerdings recht schmerzhaft sein kann.

    Ein weiteres Therapieprinzip ist Hitze. HSV sind wärmeempfindlich und lassen sich deshalb mit speziellen elektrischen Lippenstiften bekämpfen. Ab dem ersten Kribbeln soll man das Gerät stündlich für drei Sekunden auf die betroffene Stelle aufsetzen. Kribbelt es weiter, kann man die Behandlung nach zwei Minuten insgesamt fünf Mal pro Stunde wiederholen. Offene Bläschen oder verletzte Haut dürfen damit allerdings nicht behandelt werden. Außerdem muss die Haut frei von Cremes und trocken sein. Um eine Virenübertragung zu vermeiden, sollte der elektrische Stift nur von einer Person verwendet werden.

    Tipp: Für ihre Vermehrung brauchen Herpesviren die Aminosäure L-Arginin. Nimmt man deren Gegenspieler L-Lysin ein, kann das die Abheilung unterstützen. L-Lysin ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln oder Kautabletten) enthalten.

    Allgemeine Maßnahmen verhindern die Ansteckung

    Egal wie man seinen Lippenherpes behandelt: Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass man andere nicht infiziert. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen ist prall gefüllt mit Viren. Hygiene ist bei einem akuten Lippenherpes deshalb oberstes Gebot. Das bedeutet:

    • Hände regelmäßig waschen und desinfizieren.
    • Bläschen nicht berühren oder öffnen. Cremes und Gele am besten mit einem Wattestäbchen auftragen.
    • Körperkontakt mit Kindern und Schwangeren meiden.
    • Läsionen mit einem Herpespatch oder Pflaster abdecken.
    • Als Kontaktlinsenträger mit aktivem Lippenherpes lieber eine Brille tragen, um die Viren nicht in die Augen zu verschleppen.
    • Nach dem Abheilen Zahnbürsten austauschen.

    In manchen Fällen kann man dem wiederkehrenden Lippenherpes vorbeugen. Dazu muss man allerdings die Faktoren kennen, die das Aufblühen triggern. Ist Sonne der Auslöser, hilft Sonnenschutz – vor allem ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch Kälte und trockene Luft kann HSV aufwecken. Deshalb sollte man im Winter die Lippen gut pflegen und draußen mit einem Schal oder Rollkragen vor eisigen Temperaturen schützen. Bei stressbedingtem Herpes können Entspannungstherapien zu einer besseren Stresskontrolle führen. Infektionen vermeidet man, indem man die empfohlenen Impfungen wahrnimmt und vor allem in der Erkältungszeit die Gebote der Hygiene beachtet.

    Tipp: Wenn der Lippenherpes regelmäßig aufblüht, sollte man darüber Buch führen. Dadurch lassen sich die triggernden Faktoren leichter herausfinden.

    Virostatika innerlich

    In manchen Fällen müssen virostatische Medikamente auch innerlich eingesetzt werden. Dass ist z.B. der Fall, wenn schwere Verläufe drohen – wie bei Patient*innen mit Immunerkrankungen oder bei Neugeborenen. Meist verabreichen die Ärzt*innen den Wirkstoff dann über die Vene. Vor Zahnoperationen oder Schönheitsoperationen im Gesicht empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme von Aciclovir-Tabletten, um das Aufblühen von Läsionen zu verhindern. Bei immungeschwächten Menschen, die häufig Rezidive erleiden, wird zur Vorbeugung manchmal auch zu einer Langzeittherapie mit Valaciclovir oder Aciclovir in Tablettenform geraten.

    Quelle: DAZ 2023, 26: 30


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